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Bereits zum vierten Mal wurde die KPMG DACH-Studie „Digitalisierung im Rechnungswesen" durchgeführt, bei der 232 Unternehmen (Österreich: 84) teilgenommen haben. Ergänzt werden die Ergebnisse der Umfrage durch Tiefeninterviews mit Top-Entscheider:innen führender österreichischer Unternehmen.

Analog zu den Vorjahren repräsentiert die Studie 2023 eine Analyse des aktuellen Status und der Entwicklungen in Bezug auf Daten- und Digitalisierungsprojekte im Bereich des Rechnungswesens. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt auf den Entwicklungstrends, die durch den Vergleich der aktuellen Studie mit früheren Erhebungen erkennbar werden. Im Kontext dieser Entwicklungstrends rücken zwei spezielle Themenfelder, nämlich Artificial Intelligence (AI) und Nachhaltigkeit, in den Mittelpunkt. Diese erfahren nach wie vor eine rasante Weiterentwicklung, eröffnen der Digitalisierung im Rechnungswesen neue Möglichkeiten und stellen sie vor neue Herausforderungen.

Ausgangslage

Auf globaler Ebene waren die vergangenen Jahre von erheblichen Verwerfungen geprägt. Das Abebben der Pandemie, anhaltende geopolitische Konflikte sowie die damit verbundenen wirtschaftlichen Disruptionen in Bezug auf Preise und Zinsen, Unternehmensprozesse und Lieferketten haben einen enormen Druck zur Transformation und schlussendlich auch zur Innovation auf alle Wirtschaftssektoren ausgeübt.

Themenschwerpunkte

Der Fokus der Digitalisierungsinitiativen im Rechnungswesen liegt weiterhin auf dem Schaffen der Voraussetzungen für zukünftige Digitalisierungsschritte. Vor allem sind die Homogenisierung der Systemlandschaft gefolgt vom Management der Stammdatenqualität und der Abschaffung von Altsystemen bereits weitreichend flächendeckend oder zumindest in Teilbereichen umgesetzt. Die Standardisierung von Workflows und die Schaffung einer einheitlichen Datenbasis sind in Teilbereichen bereits umgesetzt oder befinden sich in der Umsetzung.

Herausforderungen der Digitalisierung im Rechnungswesen

Die größten Herausforderungen bei der Umsetzung von Digitalisierungsinitiativen sind vor allem das Management der Stammdatenqualität, die Standardisierung der Workflows sowie die generellen engen Personalressourcen für Projekte (neben dem laufenden Tagesgeschäft).

Technologische Entwicklungen

Technologisch sind bei der Digitalisierung im Rechnungswesen der stetige Zuwachs bei Cloud-Technologien sowie Entwicklungssprünge bei In-Memory-Datenbanken, Selfservice-Reporting und bei Business-Process-Management Plattformen (BPM) hervorzuheben. Die Blockchain ist weiterhin kein Thema bzw. verliert sogar noch massiv an Bedeutung zu den Vorjahren.

Nachhaltigkeitsberichterstattung

Die Digitalisierung der nicht-finanziellen bzw. Nachhaltigkeitsberichterstattung nimmt an Bedeutung zu. Während im Vorjahr rund 25 Prozent der österreichischen Befragten den Digitalisierungsgrad auf 50 Prozent oder höher schätzten, sind es nun 29 Prozent. Insbesondere die Gewinnung von verlässlichen Daten wurde jedoch seitens der Teilnehmer:innen als Hürde für die Digitalisierung im Rechnungswesen genannt, nur ein kleiner Anteil der Unternehmen ist sehr zufrieden mit der Qualität ihrer Datenbasis.

Künstliche Intelligenz im Rechnungswesen

Artificial Intelligence gehört zu einem der größten Markttrends 2023. Insbesondere durch die Veröffentlichung des Chatbots ChatGPT durch die Firma OpenAI wurde das Thema AI verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Auch im Bereich des Rechnungswesens gilt es diese Möglichkeiten optimal zu nutzen, um u. a. buchhalterische Routineaufgaben wie das Erfassen und Buchen von Dokumenten und Rechnungen, die Berichterstattung sowie Abweichungsanalysen und Forecasting intelligent zu automatisieren. Jedoch ist die Nutzung von AI-Lösungen auch mit zentralen Herausforderungen wie z. B. Datenschutz & Compliance, aber auch mit dem notwendigen „Vertrauensaufbau“ in die Lösungen verbunden. Bisher war das österreichische Rechnungswesen beim Einsatz noch zurückhaltend, lediglich 16 Prozent setzen bereits lernende Systeme ein. Das zunehmende Interesse ist aber bereits klar erkennbar und bringt dieses Thema auch im Rechnungswesen immer stärker in den Fokus.

Wirkung der Digitalisierungsinitiativen

Das Resümee zu den bisherigen Digitalisierungsmaßnahmen im Rechnungswesen zeigt, dass die Digitalisierung erheblich zur Optimierung von Prozessen und Arbeitsabläufen beigetragen hat (78 Prozent Zustimmung) und sich darüber hinaus die Rollen (65 Prozent Zustimmung) und Fähigkeiten (60 Prozent Zustimmung) der Mitarbeiter:innen verändert haben. Darüber hinaus hat sich die Qualität im Rechnungswesen verbessert, insbesondere in Bezug auf die Datenauswertung (84 Prozent Zustimmung), Transparenz (79 Prozent Zustimmung) und Datenqualität (75 Prozent Zustimmung). Die Auswirkungen auf Kosten und Zeitaufwand sind gemischt: Bei einem Großteil der Unternehmen (45 Prozent) hat die Digitalisierung keine Auswirkungen auf die Kosten der Abschlusserstellung. 50 Prozent der Befragten stimmen jedoch zu, dass die Digitalisierung die Abschlusserstellung beschleunigt hat.